Agile Werte: was du brauchst, damit sie in der Zusammenarbeit gelebt werden

Werte kann man – wie das Mindset – nicht beliebig und »einfach so« auswählen oder verändern. Sie haben sich im Laufe eines Lebens vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen aus Erziehung und Umfeld nach und nach entwickelt.

Werte können nicht verordnet werden!

Wir können sie nur ändern, wie sie entstanden sind: nach und nach.

Wie dir das in 8 Schritten gelingt - das liest du hier. 

Es geht um die fünf Werte

Selbstverpflichtung, Offenheit, Mut, Fokus und Respekt,

die auf dem agilen Manifest basieren, oft "Scrum-Werte" genannt werden, aber JEDER Form von agilem Arbeiten gut zu Gesicht stehen - auch ohne Scrum.

Du erfährst außerdem, wie du

  • die Bedeutung der agilen Werte anschaulich werden lässt,
  • ins Bewusstsein des Teams bringst,
  • sichtbar machst,
  • ein gemeinsames Verständnis erarbeitest,
  • fehlende Voraussetzungen identifizierst,
  • notwendige Entwicklungsrichtungen entdeckst
  • und diese weiterentwickelst.

Inhalts-Übersicht



Warum es ohne agile Werte nicht geht

Du profitierst nur dann von Agilität, wenn die agilen Werte sowohl vom Team als auch von allen Beteiligten verstanden, verankert, geschärft, hochgehalten und gelebt werden.

Wenn wesentliche Schlüsselpersonen an der bestehenden Kultur festhalten und die Teams deshalb immer wieder vor die Wand laufen, sinkt die Motivation in den Keller und die vielversprechende agile Neuerung ist schnell verbrannt!

Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem Kern von Agile lohnt sich also.

Es wäre ein schwerwiegender Fehler, diese erfolgsentscheidenden »weichen« Faktoren stiefmütterlich zu behandeln oder gar ganz abzutun!

Schritt 1: Macht die Bedeutung der agilen Werte anschaulich

Zunächst sollte man sich mit der Bedeutung der Werte auseinandersetzen.
Hört sich das für dich banal an?

Nun, in meinem Job erlebe ich es immer wieder, dass die fünf agilen Werte Selbstverpflichtung, Offenheit, Mut, Fokus und Respekt zwar aufgezählt werden können, aber niemandem in der Gruppe ein Beispiel dazu einfällt, wie sich die Werte im Alltag zeigen könnten.

Und es sind ganz sicher keine dummen Leute, mit denen ich in Kundenunternehmen zu tun habe!

Sehr viele der Menschen, die ich in meinen Seminaren treffe, haben sich bisher einfach noch nie mit ihren Werten beschäftigt.

Wenn ich beispielsweise an die Berufsgruppe der Ingenieure, Techniker und ITler denke, dann ist die Auseinandersetzung mit Werten für die ungefähr so wie für mich die Beschäftigung mit den Funktionen von Excel oder dem Inhalt einer Programmiersprache:

Wir stehen da wie der berühmte »Ochs vorm Berg« und kratzen uns ratlos am Kopf.
Wenn einer Gruppe dann doch noch Beispiele aus der Praxis einfallen, dann gehen die Meinungen, was unter den Werten zu verstehen ist, so weit auseinander, dass erst einmal eine wilde Diskussion entbrennt.

Für die erfolgreiche Entwicklung von agilen Werten sollten die miteinander arbeitenden Menschen aber schon ein gemeinsames Verständnis davon haben, was die jeweiligen Werte ausmacht!

Schaut euch meine Vorschläge zur Bedeutung der 5 agilen (Scrum) Werte an und diskutiert, wie das für euch passt - oder verändert was. Hauptsache, ihr seid euch danach einig.

Das bedeutet der agile Wert "Selbstverpflichtung"

»Selbstverpflichtung« ist die persönliche Verantwortungsübernahme und das Engagement der Mitglieder eines Teams.

Das bedeutet, dass jeder im Team ... 

  • sich selbst, dem gesamten Team und der Organisation gegenüber verpflichtet fühlt.
  • sich mit vollem Engagement für die stetige Verbesserung der Produkte oder Services einsetzt, an denen sie arbeiten, und 
  • sich dazu an der fortwährenden Optimierung der Zusammenarbeit und Steigerung der Teamleistung beteiligt.
  • sich mit seinen Bedürfnissen als Individuum dem Erreichen der Teamziele unterordnet und mit den Kollegen »an einem Strang« zieht.

Das bedeutet der agile Wert "Offenheit"

»Offenheit« meint zweierlei:
1. die Bereitschaft des Einzelnen, sich auf neue Praktiken, Techniken und Denkweisen einzulassen und sie auszuprobieren, und
2. einen transparenten Umgang mit Informationen – ganz gleich, ob es um Anforderungen, Hindernisse oder den Projektfortschritt geht.

Nur so ist kontinuierliche Verbesserung möglich.

Das bedeutet:

  • Alle an der Aufgabenerledigung Beteiligten erfahren rechtzeitig, was die nächsten Schritte sind, an denen sie arbeiten müssen, um die Ziele zu erreichen. 
  • Die Beteiligten erarbeiten zusammen eine gemeinsame Vorstellung davon, was genau ihre Aufgabe ist und wozu sie diese erledigen. 
  • Alle sind über anstehende Herausforderungen und Hindernisse informiert, damit sie sich auch auf kritische Situationen rechtzeitig einstellen können. 
  • Allen Beteiligten stehen jederzeit alle relevanten Informationen zur Verfügung, die sie brauchen, um gute Entscheidungen treffen zu können. 
  • Fehler werden nicht versteckt und nicht verheimlicht. 
  • Fehler und Missgeschicke werden nicht abgestraft. Weder von Vorgesetzten noch innerhalb des Teams. 
  • Jeder im Team ist offen für Veränderungen und bleibt dabei gelassen. 
  • Jeder im Team ist offen für ungewöhnliche Vorschläge und scheinbar merkwürdige Ideen. Sie werden nicht gleich abgetan. Jeder im Team und außerhalb kann Vorschläge und Ideen präsentieren, die zunächst einmal unvoreingenommen angehört werden. 
  • Alle geben und nehmen regelmäßig auch kritisches Feedback.
  • Alle verstehen Kritik als Chance für persönliche Weiter- 
    entwicklung.

Das bedeutet der agile Wert "Mut"

»Mut« meint, neue Dinge ohne Angst, Zweifel oder Vorbehalte anzugehen.

Um etwas zu bewegen oder ganz neu zu gestalten, braucht es Mut – auch auf die Gefahr hin, dass es nicht gelingt.

Das bedeutet:

  • Probleme werden offen angesprochen. 
  • Auch lieb gewonnene Abläufe werden auf den Prüfstand gestellt 
    und hinterfragt. 
  • Die Werte werden eingehalten, auch wenn man dafür anderen 
    Dingen eine Absage erteilen muss. 
  • Die Einhaltung der Werte wird eingefordert. Auch von 
    Vorgesetzten! 
  • Es werden auch unbequeme Wege gegangen, Experimente 
    gewagt, Neues ausprobiert und Fehler riskiert. 
  • Es wird auch dann die »Wahrheit« gesagt, wenn man spürt, dass 
    jemand sie nicht hören will – wenn es für den Fortschritt des 
    Projekts wichtig ist. 
  • Die Fähigkeit, Nein zu sagen und sich abzugrenzen in 
    entsprechenden Situationen, wird geschätzt. 
  • Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich beim Versuch, hinderliche Rahmenbedingungen zu verändern, eine blutige Nase zu holen – selbst dann, wenn man erlebt hat, wie ein anderer beim gleichen Versuch schon gescheitert ist.
  • Unangenehmen Gesprächen und konstruktiver Kritik an Kollegen oder der Organisation wird nicht ausgewichen.

Das bedeutet der agile Wert Fokus

»Fokus« ist die konzentrierte Ausrichtung auf das nächste Sprintziel.

Das bedeutet:

  • Das Team erreicht fristgerecht seine Ziele. 
  • Das Team erzielt gute Ergebnisse.
  • Das Team konzentriert sich auf die Dinge, die der Zielerreichung dienen. 
  • Die Teammitglieder lassen sich nicht ablenken und lenken sich 
    selbst nicht ab.

Das bedeutet der agile Wert Respekt

»Respekt« bedeutet die uneingeschränkte Anerkennung des Wertes jeder beteiligten Person und ihrer Arbeit, selbst wenn menschliche Schwächen sichtbar werden oder Fehler entstehen. Dies ist die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei der Kreativität gedeiht und Innovationen entstehen können. Alle vorherigen Werte werden durch diesen Wert ganz besonders stark beeinflusst. Oder anders gesagt: Ohne Respekt kann sich keiner der anderen Werte entwickeln! Außerdem ist Respekt die Basis für gegenseitiges Vertrauen.

Respekt bedeutet:

  • Vorschläge und Ideen werden vorurteilslos angehört und diskutiert. 
  • Es werden viele auch ungewöhnliche Lösungsvorschläge gemacht. 
  • Beiträge werden nicht vorschnell beurteilt und nie verurteilt. 
  • Auch stark diverse Teams ziehen gemeinsam an einem Strang. 
  • Jeder im Team weiß, dass er offen sein und jede seiner Ideen vorstellen kann, ohne dafür belächelt oder angefeindet zu werden.
  • Die Kompetenzen der im crossfunktionalen Team versammelten Berufsgruppen gelten als gleichwertig. 
  • Unterschiedliche Meinungen können nebeneinander bestehen bleiben.
  • Konflikte sind selten und bleiben maßvoll. 
  • Die Teammitglieder vertrauen einander. 
  • Unterschiedliche Standpunkte werden in Betracht gezogen – auch auf die Gefahr hin, dass der eigene Standpunkt dabei überdacht werden muss.

Schritt 2: Findet Beispiele für den Einfluss von agilen Werten auf die Zusammenarbeit

Neben ihrer grundsätzlichen Bedeutung, stelle ich in meinem Buch "Wie Agilität gelingt" die  5 agilen Scrum-Werte auch anhand von jeweils zwei Beispielen aus der Praxis vor.

Damit das hier nicht zu lang wird, findest du hier die Fallbeispiele für den Wert "Respekt".

Die Fallbeispiele für die weiteren 4 Werte Offenheit, Mut, Fokus und Respekt kannst du dir  weiter unten gratis herunterladen.

Ein Beispiel entspricht jeweils dem Wert und hat positive Veränderungen bewirkt, ein weiteres Beispiel steht der wertebasierten Zusammenarbeit entgegen und veranschaulicht, wie die Nichtbeachtung des Wertes zu Problemen geführt hat.

Die Werte sind nicht trennscharf voneinander abgegrenzt, beeinflussen sich gegenseitig und brauchen regelmäßige Aufmerksamkeit.

Was ich dir hier anbiete, erhebt nicht den Anspruch auf die absolute Wahrheit! 

Es soll dir als Diskussionsgrundlage dienen und dich dazu inspirieren, die Beispiele mit deiner Arbeitswirklichkeit abzugleichen.

Worauf du dich aber verlassen kannst: Alle meine Beispiele sind ganz aus dem echten Leben gegriffen und beschreiben von mir tatsächlich Erlebtes, wenn auch anonymisiert.

Respekt: Negatives Fallbeispiel

Dieter arbeitet seit 15 Jahren als Systemingenieur in einem großen Automobilkonzern.

Nachdem er lange nur in seiner Freizeit und nur an Orten, an denen er niemanden kannte, seine wahre Identität lebte und in Frauenkleidung ausging, sprach er nach seiner Geschlechtsumwandlung schließlich mit der HR-Abteilung seines Unternehmens, ließ seinen Namen im Organigramm in Dietlinde ändern und kam ab da als Frau zur Arbeit.

Dietlinde ging jetzt auf die Damentoilette. Sie bat ihre Kollegen und Kolleginnen, sie mit ihrem neuen Namen anzusprechen.

Die HR-Abteilung bekam mehrere anonyme Beschwerden, dass man nicht wollte, dass Dietlinde die Damentoilette benutzt, schließlich würde man »ihn« seit Jahren als Mann kennen und würde sich unwohl fühlen, wenn »er« im Raum wäre, wenn man selbst auch gerade den stillen Ort aufsucht.

In der Kantine aß Dietlinde jetzt immer allein, und es passierte ihr regelmäßig, dass alle plötzlich schwiegen, wenn sie den Raum betrat.

Obwohl alle Kolleginnen und Kollegen ihr gegenüber in der direkten Zusammenarbeit stets so taten, als wäre nichts Besonderes los, war das Thema ständig präsent, wurde auf den Gängen »durchgehechelt« und es wurden zotige Witze darüber gemacht.

Als diese Situation im Rahmen eines meiner Resilienzseminare dort zur Sprache kam, fragte ich nach Ideen, wie man besser mit der Situation umgehen könnte.

Nach langem Schweigen und betretenem Auf-den-Tisch-Schauen sagte schließlich ein Teilnehmer, der mit Dietlinde zusammenarbeitete:

»Am besten ist es doch, wenn man ihn wie einen ganz normalen Menschen behandelt, oder?«

Auf meine Nachfrage, wie man sich denn verhält, wenn man jemanden als normalen Menschen behandelt, erwiderte er:

»Na ja, einfach weitermachen wie bisher.«

Ich erklärte, dass es völlig verständlich sei, dass beim ersten Kontakt mit einer vollkommen ungewohnten Situation wie dieser erst einmal alle verunsichert und überfordert seien und dass man sich als Mensch nicht zwingen könne, etwas normal zu finden, was einem im persönlichen Leben noch nie begegnet und deshalb sehr fremd sei.

Dass es aber nicht genüge, aus einem falschen Verständnis von politischer Korrektheit heraus vordergründig höflich zu sein, sondern dass dieses Verhalten im Gegenteil dazu führe, dass so respektlose Dinge wie anonyme Beschwerden, Lästern und Lachen auf dem Gang und Schneiden in der Kantine passieren und eher zunehmen.

Ich schlug vor, sich mit dem Thema direkt auseinanderzusetzen, weil dies der einzige Weg ist, sich Fremdes vertraut zu machen und sich deshalb wieder wirklich »normal« verhalten zu können, statt sich dauerhaft unwohl in der Situation zu fühlen und zu vermeiden, Dietlinde mit Namen anzusprechen.

Ich erzählte, dass es einige Dokumentarfilme zu dem Thema gebe.

Außerdem schlug ich vor, Dietlinde gegenüber offen zu sagen, dass man mit der Situation überfordert und deshalb verunsichert sei, und sie einfach zu fragen, wie es zu dieser neuen Identität gekommen sei.

Ich fragte die Teilnehmer, ob sie sich vorstellen könnten, wie viel Mut es Dietlinde wohl gekostet haben muss, sich mit ihrer Identität aus der Deckung zu trauen, und bekräftigte, dass ich allein deswegen höchsten Respekt vor ihr habe.

Die wenigsten im Raum konnten sich vorstellen, auf Dietlinde zuzugehen.

Sie verließ schließlich das Unternehmen und nahm ihr unersetzliches Erfahrungswissen mit.

Respekt: Positives Fallbeispiel

Magdalena hat kürzlich geheiratet und ist kurz davor zum muslimischen Glauben ihres Mannes konvertiert.

Seitdem trägt sie auf der Arbeit ein Kopftuch.

Als sie zum ersten Mal damit an einem Meeting teilnimmt, macht James eine abfällige Bemerkung darüber:

»Was ist das denn für ein Typ, dein Mann? Zwingt dich zum Kopftuch? Wieso lässt du dir das gefallen oder stellst du dich auch noch freiwillig unter die Knute?«

Janice, eine Kollegin, entgegnet ihm:

»James, mach mal halblang! Ich finde deine Frage sehr respektlos! Ehrlich gesagt, ist es für mich zwar auch befremdlich, es ist einfach ungewohnt.

Aber ich denke, das ist Magdalenas Sache. Vielleicht magst du uns ja kurz erzählen, welche Bedeutung das Kopftuch für dich hat und warum du es trägst, Magdalena?

Es würde mich interessieren, ich hatte mit dem Thema noch gar keine Berührung bisher.«


»Respekt« meint nicht, dass du alles gleich verstehen und gut finden musst. Aber gebe dem anderen eine Chance und spreche deine Bedenken respektvoll und offen an.

Gratis-Download: Fallbeispiele für die agilen Werte Selbstverpflichtung, Offenheit, Mut, Fokus und Respekt.

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Schritt 3: Überprüft, ob sich die agilen Werte entfalten können: sind die Voraussetzungen erfüllt?

Jedem Wert habe ich jeweils Voraussetzungen zugeordnet, die erfüllt sein sollten, damit sich der Wert entfalten kann.

Mithilfe der als Plakat ausdruckbaren Vorlage »Voraussetzungen« könnt ihr als Gruppe gemeinsam ermitteln, wie gut die Voraussetzungen erfüllt sind, die gegeben sein sollten, damit die Werte aufblühen können, Ergänzungen eintragen und Maßnahmen ableiten. 

Gratis Download "Plakat Voraussetzungen für das Gedeihen der agilen Werte" 

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Die Voraussetzungen für den agilen Wert Selbstverpflichtung


  • Commitment bekommt man – wie die anderen Werte auch – nicht dadurch, dass man dazu anweist! 
  • Das Team muss die Arbeitsmenge bestimmen dürfen, für deren fristgerechte Erledigung es die Verantwortung übernimmt!
  • Wie das Team seine Aufgaben erledigt, muss es selbst entscheiden dürfen! Diese Entscheidungen dürfen von niemandem (!) rückgängig gemacht werden!
  • Die Rollen der Teammitglieder sind geklärt.
  • Die Teammitglieder haben sich auf Entscheidungsprinzipien geeinigt. (Die kannst du dir ein Stück weiter unten für euren Austausch kostenfrei herunterladen)
  •  Das Team muss Zeit gewährt bekommen, den Wert schrittweise von innen heraus entstehen zu lassen, indem es sich gründlich damit auseinandersetzt!

Die 7 Entscheidungsprinzipien

Exklusiv für meine Newsletter Abonnenten stelle ich die  verschiedenen Entscheidungsvarianten als 8-Seiten Ebook kostenfrei zur Verfügung. Mit Anleitung, Beschreibung der Vor-und Nachteile und Empfehlungen zur Anwendung.(Original Auszug aus meinem Buch "Wie Agilität gelingt")

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Die Voraussetzungen für den agilen Wert Offenheit


  • Ein Mindestmaß an »psychologischer Sicherheit« muss gegeben sein. (was das ist und wie ihr das bekommt, hab ich euch hier aufgeschrieben)
  • Fehlertolerante statt Angstkultur: Fehler sind nicht zu vermeiden und dürfen nicht abgestraft werden!
  • Etablierte Feedbackkultur: Alle sind in der Lage, kritisches Feedback konstruktiv zu geben und entgegenzunehmen.
  • Die Artefakte von Scrum (Product Backlog, Sprint Backlog, Inkrement) müssen transparent visualisiert sein, sie machen jeden Aspekt eines Projekts für alle sichtbar.
  • Unterstützen und vor allem Zulassen von Neugier, Querdenken, Experimentieren, kritischem Hinterfragen.

Die Voraussetzungen für den agilen Wert Mut


  • Psychologische Sicherheit
  • Die Werte Offenheit und Respekt werden gelebt und sorgen dafür, dass Mut nicht in Übermut oder Selbstüberschätzung ausartet.
  • Der Mut, in entsprechenden Situationen »Nein« zu sagen, muss aktiv gefordert, erlaubt, vorgelebt und gefördert werden. 

Die Voraussetzungen für den agilen Wert Fokus


  • Der organisatorische Rahmen ist so angepasst, dass konzentrierte Arbeit ohne Ablenkung möglich ist. Denn die Leistung eines Scrum-Teams hängt viel stärker vom organisatorischen Umfeld als von der Leistungsfähigkeit und Motivation der einzelnen Teammitglieder ab. Beispielsweise sollten agile Teams an nur einem Projekt statt an mehreren zeitgleich arbeiten, um Verluste aufgrund von »geistigem Umrüsten« zu vermeiden.
  • Jedes Teammitglied hat genügend Selbstdisziplin, um sich nicht durch Kollegen oder andere Aufgaben von der eigentlichen gemeinsamen Arbeit ablenken zu lassen.
  • Es gibt einen Scrum oder Agile Master, der das Team dabei unterstützt, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die der Fokussierung im Wege stehen. 

Die Voraussetzungen für den agilen Wert Respekt


  • gelebte Diversity-Kultur
  • gelebte Feedbackkultur
  • Das Team besteht aus reflektierten, reifen Persönlichkeiten.
  • Die Teammitglieder sind resilient und achtsam.
  • Die Teammitglieder sind gute Kommunikatoren.

Schritt 4: Beschreibt, wie ihr die agilen Werte in der Zusammenarbeit erlebt

Ladet die einzelnen Mitglieder einer Gruppe dazu ein, zu reflektieren, wie sie die Werte in der Zusammenarbeit (er)leben.

Hier schätzt jedes Gruppenmitglied mithilfe einer Skala ein, wie die Werte in der Zusammenarbeit aus individueller Sicht vertreten sind.

Zur Differenzierung wird in diesem Teil jedem der agilen Werte ein ausgleichender Wert an die Seite gestellt.

Denn: Jeder Wert kann nur dann seine volle Wirkung entfalten, wenn er durch einen positiven Partnerwert ausgeglichen, abgestützt und getragen wird.

Ins Extrem geführt und ohne diese Balance kann jeder Wert zu einer negativen Übertreibung werden.
Beispiel:
Neben Sparsamkeit braucht es auch Großzügigkeit, um nicht geizig zu werden, und umgekehrt bewahrt die Balance mit der Sparsamkeit den Großzügigen vor der Verschwendung.

Und auch die agilen Werte brauchen jeweils ausgleichende »Partner- Werte«, um nicht durch Übertreibungen entwertet zu werden.

So braucht Mut als Ausgleich »Besonnenheit«, um nicht in Übermut oder Leichtsinn umzuschlagen.

Und so geht ihr vor:

  • Schaut euch die nachfolgenden Wertepaare an: Jeder Wert ist mit drei bis vier Fallbeispielen »übersetzt«, um beispielhaft Anhaltspunkte zu geben, wie sich der gelebte Wert in der Zusammenarbeit zeigen kann.
  • Reflektiert auf Basis der jeweiligen Beispielaussagen: Wie erlebst du dein Team in Bezug auf die jeweiligen Werte- Paare? Wo steht ihr aktuell? Wovon braucht ihr mehr oder weniger? Wohin solltet ihr euch weiterentwickeln, um die Zusammenarbeit und damit die Arbeitsergebnisse zu verbessern?
  • Unter jedem Werte-Paar findest du eine Doppelskala, die obere gewölbte bezieht sich jeweils auf den Hauptwert, beispielsweise »Selbstverpflichtung«, die untere auf den zugehörigen Partner- Wert, z. B. Abgrenzung, der den Hauptwert trägt, abfedert und stützt.
  • Eine Null bedeutet »Der Wert wird bei uns nicht gelebt«, eine Zehn bedeutet »Der Wert wird bei uns zu extrem gelebt und beeinflusst unsere Zusammenarbeit negativ«.
  • Markiere auf beiden Skalen mit einem eingezeichneten Kreuzchen, wo das Team deiner persönlichen Einschätzung nach aktuell zwischen 0 und 10 steht.
  •  Ziel ist es, sich in der Zusammenarbeit im blauen Bereich zu bewegen, in dem sowohl der Haupt- als auch der Partner-Wert in ausgewogener Balance vertreten ist und in einem positiven Spannungsverhältnis gelebt wird.

Beispielskala 

Gratis-Download "Wertepaare"

Exklusiv für meine Newsletter Abonnenten stelle ich die Wertepaare  aus meinem Buch "Wie Agilität gelingt" kostenfrei zur Verfügung. 

Du bekommst ein PDF mit der Beschreibung und Beispielen zu den 5 agilen Werten und ihrer jeweiligen Partnerwerte.

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Schritt 5: Macht die Unterschiede in der Einschätzung für alle Teammitglieder sichtbar

Mit dem Wertestern bekommt ihr einen Überblick über alle Werte und Einschätzungen der Gruppenmitglieder gleichzeitig.

So werden Unterschiede in der Einschätzung auf einen Blick transparent und der Austausch über deren Bedeutung möglich.

Der Wertestern

Visualisiert die Skalen am Flipchart oder auf der Pinnwand als Gesamtüberblick mit dem »Wertestern«, und  tragt eure Punkte an den entsprechenden Stellen der Skalen ein, sodass alle Einschätzungen für das gesamte Team sichtbar sind.

Mit dem ausgefüllten Wertestern erkennt ihr, welche Werte für eure Zusammenarbeit besonders wichtig sind - und kommt in die Umsetzung.

Das kann dann am Beispiel eines kleinen Teams mit drei Mitgliedern in etwa folgendermaßen aussehen:

Was fällt euch auf? 

Genau:

  • Die Einschätzungen des Teams gehen bei den meisten Werten so weit auseinander, dass sie sich darüber unterhalten sollten, wie sie zu den jeweiligen Bewertungen kommen.
  • Beim Wertepaar »Zurückhaltung/Offenheit« herrscht große Einigkeit: 
    so viel Zurückhaltung, dass es nach Einschätzung aller Teammitglieder die Zusammenarbeit behindert, und zu wenig Offenheit. 
  • Möglicherweise entscheidet sich das Team aufgrund der Eindeutigkeit, dieses Wertepaar zuerst zu bearbeiten,
  • oder es befindet nach dem Austausch über die Unterschiede bei den anderen Wertepaaren, dass ein anderes wichtiger für die Zusammenarbeit ist.

Gratis Download "Plakat Wertestern" 

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Schritt 6: Einigt euch auf EINEN agilen Wert, den ihr als nächstes weiter entwickeln wollt

Mit dem Wertestern konntet ihr diejenigen Werte identifizieren, die für eure Zusammenarbeit eine herausgenommene Rolle spielen, und euch gemeinsam auf die Bearbeitung einzelner Werte einigen. 

Dabei unterstützen euch die folgenden Leitfragen.

Leitfragen zur Arbeit mit dem Wertestern 

Mithilfe der beispielhaften Leitfragen könnt ihr die für euch bedeutsamsten Werte identifizieren und euch auf die Bearbeitung einzelner Werte einigen:

  • Was fällt uns auf, wenn wir unsere Einschätzungen betrachten? 
  • Welche Wertepaare sollten wir in welche Richtung weiterentwickeln, um unsere Zusammenarbeit und unsere Projektergebnisse zu verbessern? 
  • Was müssten wir ganz konkret tun, um die gewählten Wertepaare weiterzuentwickeln?
  •  Was müssten wir lassen?
  •  Was müssten wir beibehalten?
  •  Was wäre dann anders als heute und was wäre der Nutzen davon?
  • Welche Schritte müssen wir gehen, um uns in die gewünschte Richtung zu entwickeln?
  • Auf welchen EINEN Wert und eine Voraussetzung einigen wir uns, deren Weiterentwicklung bzw. Erfüllung wir für besonders notwendig halten? 

Schritt 7: Macht eine To do-Liste

Leitet anhand der folgenden Leitfragen konkrete Maßnahmen ab: 

  • Für welchen ersten Schritt entscheiden wir uns, um mit der Bearbeitung des einen ausgewählten Werts zu starten? 
  • Wie können wir dazu beitragen, dass die Voraussetzung für diesen Wert (besser) erfüllt wird?
  • Wer kann uns dabei unterstützen, die ermittelten Hindernisse auszuräumen, die der Erfüllung der Voraussetzung im Weg stehen?
  • Was bedeutet das ganz konkret für jeden Einzelnen?
  • Wer macht was bis wann?

Schritt 8: Bleibt am Ball und setzt die To do´s konsequent um

Bis hierher habt ihr eine Menge erreicht!

Aber der Alltag ruft. Und Zeit für Wertarbeit ist da wenig - es ist auch einfach zu stressig…
und schwups fallen wir in alte Muster zurück und wundern uns, dass es doch nicht funktioniert.

DURCHHALTEN!!!!
Durchzustarten ist leicht - DRANBLEIBEN ist die Kunst!

Wie du die positive Entwicklung der agilen Werte unterstützen kannst

Als Scrum oder Agile Master

kannst du die Schritte nutzen, 

  • um die agilen Scrum-Werte dem Team und der Organisation vorzustellen,
  • einen Austausch dazu anzuregen und 
  • ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten, indem 
    du die Unterschiede der individuellen Einschätzungen im Gesamtteam diskutierst.

Außerdem:

  • Führe regelmäßig Werte-Retrospektiven durch. (Die werden immer als erstes eingespart - nicht gut...) 
  • Erkenne an, wenn jemand einem Wert entsprechend handelt, und spreche offen an, wenn es jemand nicht tut.
  • Mache die Werte transparent, indem du diese gut sichtbar am Teamboard visualisierst.
  •  Tausche dich laufend mit den Führungskräften und anderen Scrum Mastern aus allen Bereichen des Unternehmens aus und arbeitet gemeinsam an einer werteorientierten Kultur. 

Als Führungskraft 

Als Führungskraft kannst du 

  • in Absprache mit dem Scrum oder Agile Master Teile des obigen Prozesses übernehmen, 
  • Interesse zeigen und dich darüber informieren, was bei der Diskussion der Werte im Team herausgekommen ist und welche Erwartungen die Teams an dich haben, 
  • zeigen, dass du selbst die Werte respektierst, indem du sie aktiv vorlebst und »Vorstöße« aus dem Team – z. B. ein mutiges »Nein« dir gegenüber – akzeptierst. 

Als Teammitglied bzw. MitarbeiterIn

  • bringst du dich ein, wenn es um die Diskussion, Verortung und Weiterentwicklung der Werte geht, 
  • reflektierst du regelmäßig, ob du selbst die Werte lebst, und sprichst es lobend an, wenn jemand anderes auch entsprechend den Werten handelt,
  • sprichst du offen an, wenn andere deiner Meinung nach nicht den Werten entsprechend gehandelt haben.

Video "Agile Werte leben-so geht's"

Ein Mitschnitt meines Beitrags bei der Konferenz "Tools for agile Teams" 2020

Mehr Infos findest du in meinem Buch "Wie Agilität gelingt". Dort findest du zahlreiche Tests, Checklisten und konkrete Vorschläge für besseres agiles Arbeiten. 

In diesem Buch richte ich mich an alle, die in einer turbulenten VUKA-Umgebung experimentieren, sich anpassen und lernen müssen: Führungskräfte, Mitarbeitende und Personalverantwortliche. Pointiert und praktisch zeige ich, wie agiles Arbeiten heute funktionieren kann und welches Rüstzeug es dazu braucht. 

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Die Autorin


Katharina Maehrlein, Beraterin, Certified Scrum Master und Agile Culture Coach, ist Expertin für die Themen Resilienz, Achtsamkeit und Agilität, zu denen sie mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben hat. Seit 1996 hat sie als Coach und Beraterin über 30.000 Führungskräfte aus Unternehmen vom Mittelstand bis zum Großkonzern dabei unterstützt, den täglichen Druck zu meistern und dabei ihre Mitarbeiter so zu führen, dass sie motiviert und leistungsfähig bleiben. Mit charmantem Pragmatismus sorgt sie dafür, dass Führungskräfte und Mitarbeiter ihre Leistungskraft mit Leib und Seele einsetzen und auch unter Druck top performen.