Das rosa Tütchen

Als Jan eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und sich auf einer Bank niederließ, um über alles nachzudenken, was in seinem Leben schief läuft, setzte sich ein kleines Mädchen zu ihm.

Sie spürte seine Stimmung und fragte: "Warum bist du so traurig?"

"Ach", sagte er, "ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief. Ich habe kein Glück, nur Angst-und Panikzustände begleiten mich im Alltag. Und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."

"Hm", meinte das Mädchen, "wo hast du denn dein rosa Tütchen? Zeig es mir mal, ich möchte gern hineinschauen."

"Was für ein rosa Tütchen?" fragte er sie verwundert.
"Ich habe nur ein schwarzes Tütchen."
Wortlos reichte er es ihr.

Vorsichtig öffnete sie mit ihren zarten kleinen Fingern den Verschluss und sah in sein schwarzes Tütchen.
Jan bemerkte, wie das Mädchen erschrak.

"Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück und schlimmer Erlebnisse, Angst- und Panikzustände!"
"Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts ändern."

"Hier nimm", meinte das Mädchen und reichte Jan ein rosa Tütchen.
"Sieh hinein!"

Mit etwas zitternden Händen öffnete er das rosa Tütchen und konnte sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des Lebens.

"Wo ist dein schwarzes Tütchen?" fragte Jan neugierig.
"Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter darum", sagte sie.

"Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, mein rosa Tütchen im Laufe meines Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich so viel wie möglich hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder beginne traurig zu werden, dann öffne ich mein rosa Tütchen und schaue hinein. Dann geht es mir sofort wieder besser. Wenn ich einmal alt bin und mein Ende droht, dann habe ich immer noch mein rosa Tütchen. Es wird voll sein bis obenhin und ich kann sagen, ja, ich hatte etwas vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!"

Noch während Jan verwundert über ihre Worte nachdachte, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und war verschwunden.

Neben ihm auf auf der Bank lag plötzlich ein rosa Tütchen.
Er öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein.

Es war fast leer. Bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den er von einem kleinen Mädchen auf einer Parkbank bekommen hatte.

Bei dem Gedanken daran musste er schmunzeln und ihm wurde warm ums Herz.

Glücklich machte er sich auf den Heimweg - und warf sein schwarzes Tütchen in den nächsten Papierkorb.


Hast du dein schwarzes Tütchen schon entsorgt? Und was könntest du heute in dein rosa Tütchen packen?

Wenn du wissen möchtest, wie du mehr für dein rosa Tütchen findest -  das habe ich dir in meinem Blogartikel "Positive innere Haltung: wie du sie mit einfachen Übungen schnell bekommst" aufgeschrieben.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Die Autorin


Katharina Maehrlein, Beraterin, Certified Scrum Master und Agile Culture Coach, ist Expertin für die Themen Resilienz, Achtsamkeit und Agilität, zu denen sie mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben hat. Seit 1996 hat sie als Coach und Beraterin über 30.000 Führungskräfte aus Unternehmen vom Mittelstand bis zum Großkonzern dabei unterstützt, den täglichen Druck zu meistern und dabei ihre Mitarbeiter so zu führen, dass sie motiviert und leistungsfähig bleiben. Mit charmantem Pragmatismus sorgt sie dafür, dass Führungskräfte und Mitarbeiter ihre Leistungskraft mit Leib und Seele einsetzen und auch unter Druck top performen.