Innere Stabilität ist auch dann möglich, wenn die Wellen der Veränderung hoch schlagen - mit Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist der Schlüssel um die Lücke zwischen Reiz und Reaktion zu entdecken und sie zu nutzen, um eine Wahl zu treffen: Welches Verhalten wähle ich und mit welchem Gefühl handle ich?
Selbstgesteuert statt im Robotermodus
Die Fähigkeit, einen Reiz nicht wie ferngesteuert mit einer unbedachten Reaktion zu beantworten, sondern gut überlegt aus einer Reihe von Handlungsoptionen frei zu wählen , ist das, was uns von Tieren unter- scheidet - und kann uns vor vorschnellen Reaktionen bewahren und uns den nötigen Überblick verschaffen.
In der Achtsamkeitspraxis wird die Wahrnehmung von Reizen bewusst von der darauf folgenden automatischen Reaktion getrennt:
Anstatt Impulsen sofort nachzugeben und auf einen Reiz sofort zu reagieren, übt man sich in der Beobachtung, als wäre man ein unbeteiligter Dritter.
Durch die Beobachtung können Automatismen unterbrochen werden. Beispielsweise kannst du üben, einen Juckreiz zu beobachten, ohne gleich automatisch zu kratzen.
Dabei wirst du die Erfahrung machen, dass dieser von selbst wieder verschwindet.
Mit der Zeit wird uns auf diese Weise bewusst:
Genau wie der Juckreiz endet oder eine störende Fliege ohne eigenes Zutun wieder wegfliegt, vergehen auch unangenehme Gefühle.
Daraus entsteht schneller als man glaubt die Fähigkeit, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind, also Akzeptanz, ein fundamentaler Resilienzfaktor.
Emotionssteuerung und Impulskontrolle: Akzeptanz als Schlüssel zur Selbststeuerung
Wenn du Situationen akzeptierst, folgt daraus ganz automatisch die Fähigkeit, auch unter großem Druck ruhig zu bleiben und die eigenen Emotionen angemessen ausdrücken zu können, also eine verbesserte Emotionssteuerung.
Außerdem entwickelst du die Fähigkeit, dich zu beherrschen, das eigene Verhalten auch in Konflikten und stressigen Situationen unter Kontrolle zu haben - und in die gewählte Richtung steuern zu können: die Impulskontrolle.
In vier Schritten vom Widerstand bis zum Waffenstillstand
Während du dich in Achtsamkeit übst, entwickeln sich diese Fähigkeiten üblicherweise in vier Schritten:
Widerstand
„Weghaben wollen“, Vermeidung, Verdrängung, Ausweichen, Dagegen-Gehen.
Hinschauen
das Unangenehme (Gefühle, Gedanken, Störungen, ungeliebte Situationen) registrieren und beobachten, ohne es gleich wegzuschieben oder zu verurteilen.
Toleranz
Sicheres Aushalten des Unangenehmen und gelassenes Beobachten vom Kommen und Gehen von Gefühlen, Gedanken, Störungen und ungeliebten Situationen.
"Waffenstillstand"
Akzeptieren der Dinge, so wie sie sind - und Fokussierung auf die verborgenen Werte und Chancen.
Achtsamkeit als Lebensprinzip: Wie bewusstes Beobachten Veränderung ermöglicht
„Lösung“ kommt von „Loslassen".
In der Achtsamkeitspraxis lernst du, Situationen zu beobachten, weil sie eben da sind, nicht, damit sie vorübergehen.
Und doch ändern sie sich dabei zum Besseren.
Das hört sich zugegebenermaßen erst einmal ziemlich widersinnig an. Funktioniert aber ausgezeichnet!
Nach der „Paradoxen Theorie der Veränderung“ geschieht Veränderung häufig gerade dann, wenn wir aufgehört haben, etwas mit allen Mitteln verändern zu wollen, und seine Unveränderbarkeit akzeptiert haben.
Oder anders gesagt: „Lösung“ kommt von „Loslassen“.
Im Gegenzug bedeutet echte Akzeptanz dann ebenso, auch positive Situationen und die damit verbundenen angenehmen Gefühle nicht festhalten zu wollen, um sie andauern zu lassen.
Sie gehen genauso vorbei wie negative.
Der zum Scheitern verurteilte Versuch, sie festzuhalten zu wollen, erzeugt nur Leid.
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Fließen statt Festhalten: Warum du dich nicht dagegen stemmen darfst
Es ist urmenschlich, sich nach Stabilität zu sehnen und einen angenehmen Status quo bewahren zu wollen.
Wir alle neigen dazu, zu glauben, dass wir das Leben dadurch unter Kontrolle bringen können. Das funk- tioniert aber nicht.
Alles in unserem Leben ist im Fluss und schlägt mal mehr, mal weniger Wellen. Diese Wellen können wir nicht stoppen - wir können nur lernen, sie zu reiten.
Die Grundvoraussetzung dafür:
Sich nicht gegen die Wellen stemmen! Je mehr wir das versuchen, desto mehr verlieren wir die Kontrolle.
Der Artikel stammt aus meinem Buch "Erfolgreich führen mit Resilienz: Wie Sie sich und Ihre Mannschaft gelassen durch Druck und Krisen steuern."