Wachstumsschmerzen in der Kultur Transformation

Menschen empfinden jede Art von Veränderung zunächst einmal als Krise – das liegt in ihrer Natur und ist von daher (psycho-)logisch.

Der Kern von VUKA und die (agile) Kultur Transformation als die Antwort darauf ist andauernde Veränderung. 

Und das bedeutet für Menschen, dass sie nicht nur ein Changeprojekt stemmen müssen – das sie irgendwann abgeschlossen haben – und dann einfach in dem erreichten Zustand bleiben können, sondern dass sie sich an permanente Veränderungen anpassen müssen. 

Nichts ist mehr Routine. Das ist anstrengend!

Wachstumsschmerzen in der Kultur Transformation

Bei jeder Veränderung und jeder Transformation muss etwas Altes losgelassen werden, damit Platz für etwas Neues geschaffen wird.
 
Dieses Verabschieden fällt uns Menschen schwer und verursacht das, was ich »Wachstumsschmerzen« nenne.
 
Goethe nennt das die »Stirb-und- werde-Erfahrung«.
 
Aus der Natur kennen wir den Schmetterling als ein anschauliches Beispiel für Wandel und Transformation:
 
🐛 Erst unscheinbar und in einem Kokon eingesperrt, muss er sich seinen Weg aus der alten Form heraus erkämpfen, muss sie hinter sich lassen, um fliegen zu können.🦋
 
Mit Schmerzen verbinden wir immer etwas Negatives, niemand will sie.
 
Doch wenn wir durch eine Transformation gingen und keine Schmerzen empfänden, wäre es keine.
 
Es würde sich nichts Entscheidendes ändern.
 
Es ist wie bei einer Geburt:
Manche sind schwerer, andere leichter, aber zu jeder Geburt gehören schmerzhafte Wehen.

 
Durch sie entsteht etwas Großes!
 
Es ist eine der größten Herausforderungen des Menschen – in der (agilen) Transformation wie im Leben –, loslassen zu können.

Ohne schwierige Phasen wäre es keine Transformation

Alle wichtigen Entwicklungsphasen im Leben sind Stirb-und- werde-Erfahrungen. 
Wachstumsschmerzen sind unvermeidlich:

  • Führungskräfte müssen den Wunsch nach Status und Kontrolle loslassen.
  • Mitarbeiter müssen Eigenverantwortung annehmen. 
  • Beide müssen sich verändern.

Alte Regeln gelten nicht mehr

Die Art zu arbeiten und zu denken verändert sich grundlegend:

  • Die Aufgabe ist nicht mehr das Abarbeiten von Aufträgen eines Vorgesetzten - sondern die Erfüllung von Kundenwünschen in eigener Verantwortung.
  • Menschen müssen ihre Arbeit nach dem Pull-Prinzip selbst wählen, eigene Entscheidungen treffen und ihre Leistung selbst vermarkten.

Das ist einerseits eine Bereicherung, andererseits aber auch eine Erhöhung des Drucks - erzeugt durch den Zwang, die eigenen Fähigkeiten immer mehr zu erweitern, kontinuierlich zu lernen und sich permanent flexibel anzupassen.

Warum die (agile) Kultur Transformation oft scheitert

Dass es auf dem Weg zu einer Kultur Transformation und mehr Agilität – wie bei allen Neuerungen – naturgemäß auch Hürden zu überwinden gilt, liegt, denke ich, auf der Hand.

Denn gerade Agilität wird gern als Antwort auf alle aktuellen Herausforderungen genommen.

Das Problem: Agilität (und jede andere Kultur Transformation...) mag für Unternehmen wie die Wunderlösung für all ihre Probleme klingen; für die Menschen vor Ort ist sie das erst einmal nicht.

Denn sich ändern, agil werden oder sich an eine wie auch immer geartete neue Unternehmenskultur anzupassen wird häufig als anstrengend empfunden – zu ungewohnt und deshalb beängstigend sind all die neuen Vorgehensweisen und Anforderungen an jeden Einzelnen.

Unser Gehirn nämlich mag diese »Zumutungen« nicht - sondern stuft sie reflexhaft als Gefahren ein. Deshalb wird das für die schnelle Abwehr zuständige Zentrum im limbischen System aktiviert.

Die Folge sind Flucht- und Kampftendenzen – oder eben, weil beides meist keine echte Option darstellt, eine lähmende Angst und dauerhafter Stress, der sich in Ausfalltagen ebenso äußern kann wie in Angstzuständen, Depressionen und Burn- outs.

Eine Kultur Transformation »einfach so« einzuführen, ist keine Lösung!

Eine Kultur Transformation »einfach so« zu verordnen, ist deshalb nicht nur keine Lösung, es verschärft das Problem oft sogar – erst recht, wenn einzelne Tools überstürzt und mit wenig Plan, aber einem vor allem dem allgemeinen Hype geschuldeten Enthusiasmus eingeführt werden.

Dann müssen Teams, oft fast ohne Vorbereitung, teilweise jahrzehntelang eingeübtes Verhalten und lieb gewonnene Denkweisen aufgeben, um anders (beispielsweise selbstorganisiert) zu arbeiten.

Dies wird häufig nicht als Befreiung, sondern als Bedrohung wahrgenommen. 

Denn auch wenn man heute davon ausgeht, dass wir alle uns darüber freuen, endlich selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu arbeiten, macht vielen die Aussicht darauf einfach nur Angst.

Wie auch nicht nach Jahren, in denen das genaue Gegenteil von Agilität verlangt wurde – nämlich Anpassung und Abarbeiten nach Anweisung?

Die Lösung: Ein agiles Mindset

Der Grund für die allermeisten Schwierigkeiten ist, dass das zur Kultur Transformation passende Mindset häufig fehlt.

Denn das Mindset steuert unser Denken, Fühlen und Verhalten und entscheidet folglich darüber, was wir überhaupt als Problem und Herausforderung wahrnehmen und welche Möglichkeiten wir sehen, um ihnen zu begegnen.

Die innere Einstellung prägt die Erfahrungen, die wir machen, und die Art, wie wir auf sie reagieren.

Nur wer agil denkt, kann deshalb auch agil handeln.

Ein agiles Mindset zu entwickeln ist die Lösung der allermeisten Probleme.

Mehr dazu, was das agile Mindset ist und wie du es entwickeln kannst habe ich dir hier aufgeschrieben.

Mindset Test: Wie agil bist du im Kopf?


Möchtest du wissen, wie agil du schon bist? Dann mache jetzt den Test.

Der Blogpost stammt aus meinem Buch "Wie Agilität gelingt". 

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Die Autorin


Katharina Maehrlein, Beraterin, Certified Scrum Master und Agile Culture Coach, ist Expertin für die Themen Resilienz, Achtsamkeit und Agilität, zu denen sie mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben hat. Seit 1996 hat sie als Coach und Beraterin über 30.000 Führungskräfte aus Unternehmen vom Mittelstand bis zum Großkonzern dabei unterstützt, den täglichen Druck zu meistern und dabei ihre Mitarbeiter so zu führen, dass sie motiviert und leistungsfähig bleiben. Mit charmantem Pragmatismus sorgt sie dafür, dass Führungskräfte und Mitarbeiter ihre Leistungskraft mit Leib und Seele einsetzen und auch unter Druck top performen.